Exhibition
dress design
30.06. - 20.08.2016
Koreanisches Kulturzentrum
Leipziger Pl. 3, 10117 Berlin
Collection and Text / saena
Photos / Torben Geeck
Film / Direction & Performance - Peter Kisur
Performance - Chiaki Fujii
Cinematography - Alexander Gheorghiu
Editing - Peter Scholl
Sound - Jens Bogedain
With the kind support of the Korean Cultural Center.
Saena Chun's seventh collection, "Robes/Variation VII," pays homage to traditional Korean fashion, particularly the Hanbok. The collection is influenced by the Hanbok's simple yet elegant aesthetics, emphasizing the importance of harmonious craftsmanship.
Saenas siebte Kollektion „Robes/ Variation VII“ zum Thema Robe ist aus dem Interesse der Designerin an der traditionellen koreanischen Mode hervorgegangen. Hanbok, die traditionelle koreanische Tracht, hat aufgrund der sorgfältigen Färbeprozesse und Verarbeitungsmethoden des Stoffes eine schlichte und dennoch elegante Ausstrahlung. Beim Hanbok spielen die Grundlagen der Herstellung eine besondere Rolle. Beispielsweise wird es als sehr wichtig betrachtet, dass das Kleidungsstück in einem harmonischen Gemütszustand angefertigt wurde. In ihrer „Robes“-Kollektion möchte Saena Chun ein solches Bewusstsein widerspiegeln. Beim Entwurf diente ihr ein traditioneller koreanischer Übermantel namens Cheollik als Vorlage, der einen geraden Kragen und einen Rock mit Faltenwurf besitzt. Als Vorbild für ihren Cheollik verwendete sie auch verschiedene Modelle von Übermänteln, die von Königen und Adeligen als Alltagskleidung getragen wurden.
Bei dieser Ausstellung stehen drei Elemente, die den Hanbok auszeichnen, im Mittelpunkt: das Material, das Schnittmuster und die Nähmethode.
Um ihr Vorhaben in Anlehnung an die ursprünglichen Herstellungsmethoden des Hanboks umsetzen zu können, stand für die Designerin die Suche nach einem möglichst sorgfältig gefärbten und gewebten Stoff an erster Stelle. Dank der kompromisslosen Auswahl des Materials ist es ihr gelungen, die unverwechselbaren Charakteristika des Hanboks beizubehalten. Ein einfaches Design ohne jegliche Verzierungen sorgt dafür, dass die Schönheit der Entwürfe maximal zur Geltung kommt. Traditionell wurden in Korea Hanboks für besondere Anlässe aus Seide angefertigt, einem hochwertigen Material, das für seinen luxuriösen Glanz und seine geschmeidige Textur bekannt ist. Für diese Kollektion wurde ausschließlich Seide von hoher Qualität aus einem Seidengarn namens Oksa verwendet, das in einer besonderen Webmethode zu Stoff verarbeitet wird. Seide, die aus dem Oksa-Seidengarn gewebt wurde, fällt natürlicher und ist etwas fester als andere Seidenstoffe. Um die Textur weicher zu machen und die Falten zu glätten, musste der Stoff mit einem hölzernen Schlegel bearbeitet werden. Dieser Prozess sorgt dafür, dass die Farbgebung des Stoffes dezenter wird.
Das Schnittmuster des Hanboks, das lediglich aus einer rechteckigen Form besteht, offenbart die Weisheit der Koreaner in früheren Zeiten. Es mag manche Leute überraschen, aber als Vorlage für den Hanbok war kein Schnittmuster aus Papier erforderlich: Je nach gewünschter Größe wurde für alle Bestandteile des Kleidungsstücks einfach ein entsprechendes Rechteck zugeschnitten. Auch wenn es bei der traditionellen Kleidung eine festgelegte Form gab, was Größe und Stil angeht, ließ sich das Design in Bezug auf die Proportionen, die Schmuckelemente und die Anordnung der einzelnen Bestandteile auf vielfältige Weise variieren.
Andere Kleidungsstücke haben gewöhnlich zahlreiche Kurven, sodass beim Zuschneiden viele Stoffreste entstehen. Durch die weitestgehend rechteckige Form wurden bei der traditionellen koreanischen Kleidung solche Reste fast vollständig vermieden. Vielleicht haben die Koreaner in früheren Zeiten diese rechteckige Form sogar aus dem Gefühl heraus gewählt, dass es schade sei, zu viele Stoffabfälle zu produzieren. Beim Zuschneiden des Hanboks wurde also auf eine möglichst große Effizienz geachtet, was half, Zeit und Material einzusparen.
Die vorwiegend angewandte Nähmethode war der Doppelstich („Kkaekki-Nähmethode“), bei dem eine Naht zwei- bis dreimal sorgfältig gearbeitet wurde (Saena Chun hat in ihrer Kollektion die einzelnen Nähte jeweils dreimal genäht). Trotz des Doppelstichs sah die Naht wie eine einzige Linie aus. Um dieses Ergebnis zu erzielen und damit der Stoff nicht riss, war eine äußerst akkurate Arbeitsweise erforderlich. Diese wurde besonders bei dünnen und transparenten traditionellen Stoffen wie Mosi, Sa und Nobang angewandt, damit die Nähte innen wie außen schön aussahen. Für diese Methode benötigt man zwei- bis dreimal so viel Zeit wie bei anderen Nähweisen.
Nach ihrer eingehenden Beschäftigung mit der traditionellen koreanischen Tracht hat die Designerin unter Berücksichtigung der oben genannten Vorteile des Hanboks zehn Designs für Roben entwickelt.
In der Ausstellung im Koreanischen Kulturzentrum werden die zehn Roben sowie Fotos und ein Video gezeigt, die aus der Auseinandersetzung mit Saenas Entwürfen entstanden sind. Der deutsche Fotograf Torben Geeck präsentiert eine Fotoserie der Kollektion. Durch spezielle Beleuchtungstechniken bringt er die Schönheit des exquisiten Materials und die Präzision der Näharbeiten maximal zur Geltung. Peter Kisur, Begründer der Honey-Suckle Company und Künstler, hat als Art Director gemeinsam mit Chiaki Fujii eine künstlerische Performance entwickelt. Darin werden der Anfertigungsprozess der Roben und ihre Bewegungen in Form von Silhouetten dargestellt. Die Performance wurde von dem Kameramann Alexander Georghiu filmisch festgehalten. Für den Schnitt ist Peter Scholl verantwortlich und für den Ton Jens Bogedain.